Lassalle-Tagung 2019

Tagungsbericht: Bonner Impulse für den Lassalle-Kreis, e.V. i. Gr.

Dreizehn Jahre nach der Gründung des Lassalle-Kreises (damals noch als AKSK, Arbeitskreis sozialdemokratischer Korporierter) waren über 40 Genossinnen und Genossen aus allen Verbindungstypen in Bonn bei der 14. Lassalle-Tagung zu Gast. Vom 30. August bis 1. September 2019 wurde auf dem Haus der Bonner Burschenschaft Alemannia über die aktuellen politischen Herausforderungen der SPD diskutiert, Trends im Korporationswesen analysiert und zusammen gefeiert, getrunken und gesungen.

Freitagabend wurde mit dem Workshop „Die akademische Rechte in den Sozialen Netzwerken“ ein weites Feld beackert. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilten die Beobachtung, dass es auch innerhalb der Korporiertenszene eine Zunahme von zum Teil rechtspopulistischen bis zu offen rechtsextremen Ideen und Ansichten gibt, die deutlicher zu Tage treten und offener formuliert werden als noch vor wenigen Jahren. Es entstehen insbesondere in sozialen Netzwerken Filterblasen und Diskussionsforen, in denen diesen Ansichten kaum noch widersprochen wird. Eine rege Diskussion entbrannte zu der Frage, wie man dagegen angehen kann und sollte und wie man sich selber gegebenenfalls vernetzen und unterstützen kann, um in solchen Foren ein weltoffenes und demokratisches Gegengewicht zu bilden. Denn auch wenn die Rechten denken, wer schweigt, stimmt ihnen zu, ist es doch meistens eher so, dass die schweigende Mehrheit einfach nur keine Lust auf derartige Diskussionen hat.

Bundesvorsitzender Florian Boenigk dazu: „Sich über Hetze und rechte Trolle aufzuregen, greift in der Betrachtung der Sozialen Netzwerke jedoch zu kurz. Eine grundlegende Frage muss lauten: Woher kommt der Frust und das Ohnmachtsgefühl vieler, die sich von den etablierten Parteien bzw. von den Parteien allgemein abwenden? Hier vermisse ich oft selbstkritische Stimmen und eine ergebnisoffene Analyse, auch in der SPD!“ Der Lassalle-Kreis wirbt innerhalb der Verbindungswelt für die Ideen und Werte der Sozialdemokratie, da es viele Überscheidungen gibt: „Die Kraft der sozialdemokratischen Vernunft sowie eines guten Arguments muss sich mehr dem Wettbewerb in den sozialen Netzwerken stellen, damit die Stillen und Unentschlossenen gemäßigt bleiben und sich vielleicht auch der SPD zuwenden“, so Boenigk, der den Workshop mit 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern leitete.

Das Haus der Geschichte Bonn gab dem Lassalle-Kreis am Samstagmorgen wichtige Impulse. Nur wer sich mit der Geschichte intensiv auseinandersetzt, kann es vermeiden, ihre Fehler zu wiederholen. Und es wurde den Besuchern nochmals deutlich vor Augen geführt, wie wichtig das tägliche Eintreten jedes einzelnen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung ist. Am Nachmittag wurde innerhalb der Mitgliederversammlung die Umwandlung des Vereins in einen e.V. vorangetrieben und ein entsprechender vom Registergericht geforderterPassus in die Satzung aufgenommen. Der Bundesvorstand hofft, noch 2019 diesen Vorgang abzuschließen.

Abends begrüßte der Kreis zahlreiche Gäste bei der traditionellen Lassalle-Kneipe. Neben Studentenliedern klangen auch Arbeiterlieder über das Schänzchen ins Rheintal und den Bonner Abendhimmel. Bei Weißwürsten und frischen Brezeln ließ man das Lassalle-Wochenende am Sonntagmorgen ausklingen.

Die aktuelle Mitgliederbefragung 2019 ergab, dass die Genossinnen und Genossen des Kreises überdurchschnittlich aktiv in der SPD sind, knapp 70% haben oder hatten ein Parteiamt oder politisches Mandat inne. Auch wurde deutlich, dass viele Mitglieder im Juso-Alter ihre Verbindungszugehörigkeit gegenüber den eigenen Jusos verschweigen, da ein solches paralleles Engagement die Chancen bei Gremienwahlen rapide verschlechtert. Bundesvorsitzender Boenigk dazu: „Die Juso-Mitgliedschaft gilt automatisch für alle Parteimitglieder unter 35 Jahren. Schade daher, dass viele Juso-Gruppen das Engagement mancher ihrer Mitglieder in Verbindungen negativ bewerten und diese Menschen vor Parteiwahlen diskreditieren und sogar zum Wahlboykott aufrufen. Leider geht die Juso-Führung nicht entschieden dagegen vor. So verliert die Partei schon früh gute Köpfe und nutzt einen womöglich fruchtbaren innerparteilichen Diskurs nicht gewinnbringend aus. Eine Parteijugend, die sich politisch eindimensional aufstellt, wird die Sozialdemokratie im Land nicht zu neuen Erfolgen führen.“